Gedanken.

Martin Bernhardt (6.4.1919 -28.1.2001)

Man kennt das Bild vom schwäbischen Tüftler, der, zunächst von der Mitwelt wenig oder gar nicht beachtet, dann doch durch das mit Geschick und Fleiß Hervorgebrachte allgemeinen Beifall und Anerkennung findet. Martin Bernhardt kann als Verkörperung dieses Bildes gelten: welcher Neuling im Arbeitskreis der "Deutschen Gesellschaft für Chronometrie" hätte in dem zurückhaltenden, freundlichen und unverkennbar schwäbisch sprechenden Mann den wohl einzigen Sonnenuhrenkonstrukteur vermutet, dessen Name bei Sonnenuhrenfreunden in der ganzen Welt bekannt ist? Dies vor allem wegen der von ihm entworfenen und gebauten Präzisionssonnenuhr, von der etwa hundertfünfzig Exemplare auf öffentlichen Plätzen, in Parks oder auch auf Gebäuden aufgestellt sind.

Diese Bernhardtsche Sonnenuhr gilt seit einem von der Zeitschrift "Sky and Telescope" 1966 ausgeschriebenen internationalen Wettbewerb als die optimale Lösung für das Problem, die Zonenzeit des Standorts mit einer Genauigkeit unter einer Minute durch eine Sonnenuhr anzugeben. Die ingeniösen Details der Konstruktion sind viel bestaunt und beschrieben worden, auch im Jahrbuch der DGC. Als Gründungsmitglied des Arbeitskreises Sonnenuhren hat der Verstorbene durch Rat und Tat gewirkt, so durch Vorträge, Jahrbuchbeiträge und Konstruktion schöner Wandsonnenuhren, oder auch durch Restaurierung wichtiger historischer Exemplare, etwa in Kloster Banz. 1995 wurde er zum Ehrenmitglied des Arbeitskreises Sonnenuhren ernannt.

Es lag wohl nahe, dass er sich als Ingenieur in seiner Freizeit mit naturwissenschaftlich-technischen Dingen befasste, doch er war darüber hinaus auch musisch begabt, sang im Kirchenchor seiner Heimatstadt Freudenstadt und leitete ihn zeitweise, auch spielte er gern und sehr gut Geige und Cello. Tragisch ist es, dass er sich in seinen letzten Lebensjahren aufgrund einer schweren Krankheit seinen Tätigkeiten nicht mehr widmen konnte.